Das Get-together vom KulturNetzKöln
Am 08.06.2023 fand erneut im Depot 1 des Schauspiel Köln das spartenübergreifende Netzwerktreffen der Freien Kulturszene Köln statt.
Die Begrüßungsrede wurde gehalten von Lale Konuk, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands vom KulturNetzKöln. Die gesamte Rede findet ihr hier:
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Kulturdezernent, lieber Herr Stefan Charles, liebe Kulturpolitiker*innen von Grüne, CDU, SPD, FDP, Volt und die Linke, liebe Barbara Foerster, liebe Referent*innen des Kulturamts und des Kulturdezernats, liebe Mitglieder des KulturNetzes, liebe Künstler*innen, Kulturschaffende und Kulturvermittler*innen!
Zunächst gilt unser Dank dem Schauspiel und dem DEPOTteam, das wir wieder hier sein dürfen.
Welch ein Jahr seit unserem letzten Treffen. Herr Bachmann geht nach Wien: Glückwunsch. Das Depot soll erhalten werden: Super! Die freie Szene wird mitgedacht: Das ist wirklich toll.
Leitungspositionen in einigen Kölner Kulturinstitutionen wurden neu besetzt: (es war sogar eine Frau dabei😊) andere Besetzungen stehen aus…wir wünschen uns, egal wer es am Ende wird, Menschen die Lust haben mit der freien Szene zu arbeiten und das Potential dieser Zusammenarbeit erkennen.
Wir freuen uns, dass die Kulturverwaltung und auch die Kulturpolitik dieses Potential mehr und mehr erkennt. Das KulturNetz ist gerne Ansprechpartner für alle Fragen die freie Szene betreffend.
Wir würden gerne in Zukunft nicht immer über Bande zitiert werden. (Politik fragt Verwaltung/Verwaltung fragt uns/Verwaltung erzählt Politik/ Verwaltung zitiert uns in der Kulturausschusssitzung) Warum kein Sitz im Kulturausschuss, fragt das Kulturnetz?
Uns stehen aufregende und anstrengende Zeiten mit großen Themen bevor.
Manche der Themen sind auch heute an den Tischen behandelt worden: Kulturräume – wie können wir bedrohte Räume sichern, die für unsere Kulturarbeit existenziell sind? Aktuell sind vier Clubs in Ehrenfeld, u.a. das Artheater durch den Neubau eines Wohnhauses mit Mikroapartments betroffen. Was werden wir diesen Sommer bei Open-Air-Veranstaltungen mit dem Ordnungs-, Grünflächen-, Bauaufsichts-, Liegenschaftsamt erleben? Reichen die Maßnahmen des neuen Kulturraummanagements? Auch Diversität und Audience Development beschäftigen uns weiter. Welche Angebote müssen wir schaffen, um unsere Kulturstätten für Fast-Besucher*innen attraktiver zu gestalten? Es braucht Vermittler*innen, um die scheinbaren oder auch vorhandenen Gegensätze anzugleichen.
Köln steht für Diversität, Köln hat einen Migrationsanteil von 42%, 9% gehören zur LBGTI Community, fast 8% sind Menschen mit Behinderung. Der CSD am 7.-9. Juli wird Hunderttausende von Besucher*innen anziehen, sie werden willkommen geheißen und gefeiert. Das ist wunderbar. Es schafft Verständigung, Verbindung und baut Brücken. In Köln sind aber auch die größten türkischen, kurdischen, armenischen, iranischen, syrischen und griechischen Communities beheimatet, kaum einer weiß von diesem kulturellen Reichtum, der sich meist in ihren Nischen abspielt - wahrscheinlich sind es noch viel mehr. Dafür braucht es eine weitere Öffnung der Gesellschaft, der institutionellen Strukturen der Kölner Kulturlandschaft, aber auch der künstlerischen Programminhalte und Besetzungen. Da ist noch viel an Vermittlungsarbeit zu tun.
Ein anderes Thema sind Mindesthonorare und die Matrix des Landes.
Dieses hat vielfach konträre Gefühle ausgelöst, einerseits endlich die monetäre Anerkennung der geleisteten Arbeit zu erlangen, die zu mehr Sicherheit und einem besseren Auskommen führt, - andererseits hat es auch Sorge und Ängste erzeugt: Was bedeutet das für Kulturveranstalter*innen geförderter Strukturen und Projekte der freien Szene? Wird das Geld in den Landes- und kommunalen Haushalten reichen? Und was bedeutet es für nicht geförderte Projekte, die mit steigenden Kosten konfrontiert sind? Führt es noch mehr hin zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft? Wird die Vielfalt darunter leiden? Ist das der Preis? Darüber diskutieren wir im engen Austausch mit unserem 19-köpfigen Gesamtvorstand mit Sprecher*innen aus acht verschiedenen Sparten: Theater, Tanz, Zeitgenössischer Zirkus, Musik, Bildende Kunst, Literatur, Film und der offenen Sektion. Das ist Arbeit, viel Arbeit sogar, denn wir sind nicht immer einer Meinung, was aber auch einem Reichtum an Ideen und unterschiedlichen Positionen bedeutet. Hier wird gemeinsam verhandelt. Die Unterzeichnung eines Papiers braucht mehrere Stunden, Tage, ja sogar Wochen, manchmal auch ein ganzes Jahr, wie das Papier zu den Förderstrukturen der freien Szene, das wir kürzlich an die Politik und Verwaltung geschickt haben.
Es ist ein Ehrenamt - aber die Arbeit lohnt sich, das Gefühl an etwas Größerem über die Sparten hinaus zu arbeiten, stärkt das solidarische Miteinander, es öffnet den Blick für die Anderen und verändert uns; es bestärkt uns, weiterzumachen. Je mehr wir werden, desto größer unsere Wirksamkeit. Wir appellieren an die Künstler*innen, Kulturschaffenden und Kulturvermittler*innen: werdet Mitglied beim KulturNetz! Sprecht unsere Vorstandsmitglieder an, die heute hier zahlreich vertreten sind.
Jetzt ist es an der Zeit zu planen, wie die Stadt mit diesen Themen umgeht. Wir brauchen eine Erhöhung des Kulturetats, damit die Verbesserung der Gagen einzelner nicht zu einem Kahlschlag an anderen Stellen wird. Wenn einzelne Projekte mehr Geld brauchen, dann braucht es insgesamt mehr Geld. Wir sind neugierig und gespannt, wie die Fördertöpfe wachsen.
Wir fordern 20 % für die freie Szene!
Diese Forderung ist Teil unseres Papiers zu Förderstrukturen, das die Grundlage aller zukünftigen Gespräche mit Politik und Verwaltung sein wird.
Und Gespräche sind das Wichtigste. Wir müssen weiter streiten, Meinungen austauschen, im Gespräch bleiben. Untereinander, mit den Interessensvertretungen der verschiedenen Sparten und mit Politik und Verwaltung.
Köln hat eine großartige Kulturlandschaft. Lasst uns diese gemeinsam weiter stärken, alle aus ihrer Position heraus. Und heute Abend bei Bier/Wasser und Wein, zu dem wir gerne einladen, ist eine gute Gelegenheit auf die vergangene und die zukünftige gemeinsame Arbeit anzustossen!
Bild: Lale Konuk bei ihrer Begrüßungsrede © Kevin Wolf