Presseerklärung des KulturNetzKöln zur aktuellen Kostensteigerung und den beginnenden Haushaltsberatungen vom 19.08.2022
Nach zwei Krisenwintern in Folge, in denen aus Infektionsschutzgründen kulturelle Veranstaltungen nicht möglich oder stark reglementiert wurden, steht nun ein dritter Winter bevor, der – so steht zu befürchten – in seinen Auswirkungen schlimmer werden könnte als seine Vorgänger.
Die Corona-Pandemie ist noch längst nicht überwunden - und jetzt kommen durch steigende Energiekosten und eine hohe Inflationsrate neue Probleme auch auf die Kultur und die Kulturschaffenden zu, die wir in ihrer Gesamtdimension noch längst nicht überblicken können.
Da sind zunächst die Künstler:innen selbst, die gerade im Bereich der freien Kultur oft in prekären Verhältnissen leben und von den steigenden Lebenshaltungskosten besonders betroffen sind.
Gefährdet sind auch die freien Kultureinrichtungen - insbesondere durch Mehrkosten für Gas, Öl und Strom. Selbstverständlich wird die freie Szene alles unternehmen, um sparsam mit Energie umzugehen – aber das wird bei Weitem nicht reichen, um die zusätzlichen Ausgaben annähernd zu kompensieren.
Eine weitere Sorge betrifft unser Publikum. Durch verantwortungsvolles Handeln und unermüdliche Überzeugungsarbeit waren wir gerade dabei, unser Publikum für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen zurückzugewinnen. Die aktuelle Kostenexplosion führt jetzt dazu, dass alle privaten Ausgaben auf den Prüfstand gestellt werden. Es steht zu befürchten, dass die Kultureinrichtungen mit einem massiven Zuschauer:innen-Schwund rechnen müssen; erste Absagen von Konzerten mangels Nachfrage deuten bereits in diese Richtung. Das aber würde letztlich nicht nur unsere finanziell angespannte Situation durch fehlende Einnahmen noch weiter verschärfen, sondern auch das öffentliche Leben und damit die Lebensqualität in Köln maßgeblich beeinflussen. Eine Kulturveranstaltung in ungeheizten Innenräumen für eine kleine Gruppe zahlungskräftiger Bürger:innnen wäre für eine Kulturstadt wie Köln schlicht unwürdig und gesellschaftspolitisch nicht ungefährlich.
In Köln beginnen gerade die Beratungen über den Haushalt 2023/24. Wir, das KulturNetzKöln, die Interessenvertretung der freien Kulturszene in unserer Stadt, appellieren daher dringend an Politik und Verwaltung im neuen Haushalt maßgebliche Stellschrauben zu verankern, um der drohenden Verödung des öffentlichen und kulturellen Lebens entgegenzuwirken. Gerne sind wir bereit, uns mit unserer Expertise und unserer Phantasie in die laufenden Beratungen einzubringen, denn wir glauben, dass uns alle ein Ziel eint: Köln auch durch diesen dritten Krisenwinter so zu manövrieren, dass unsere Stadt im nächsten Frühling immer noch über ein reiches und gesellschaftlich vielfältiges öffentliches Leben verfügt.
Mit freundlichen Grüßen,
der geschäftsführende Vorstand des KulturNetzKöln
Presseerklärung 19.08.2022
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